ESMA veröffentlichte am 13. August 2015 den im Gesetz vorgesehenen ersten Report, „Review on the use of OTC derivatives by non-financial counterparties”.
Sollten Sie der Versuchung nicht widerstehen können, das Dokument ist hier verfügbar. Es ist ganz interessant zu lesen, wir bezweifeln jedoch, dass Sie genauer wissen wollen, was alleine bei der Selbsteinstufung von NFC+ (und umgekehrt) schief gelaufen ist.
Die aus unserer Sicht wichtigsten „Findings“ und Schlüsse sind jedenfalls:
1. ESMA bestätigt, dass es unterschiedliche Interpretationen von MIFID und damit auch der Frage gibt, was nun ein Derivat ist, oder nicht. Ganz besonders trifft dies ja auf Fremdwährungstermingeschäfte zu. Das ist auch insofern interessant, als ESMA’s Analyse ergibt, dass die Mehrheit der NFC-s ausschließlich Zinsprodukte einsetzt (und nicht FX). Wir vermuten, dass das in der Praxis so nicht stimmen kann, und dass das ein Indikator dafür ist, dass sehr viele FX-Geschäfte noch gar nicht gemeldet wurden.
2. Wenig überraschend sind die von NFC-s gehandelten Volumina (nicht Stückzahlen) nahezu irrelevant. Wer hätte das gedacht? Die einzige Asset-Klasse, in der ESMA ein systemrelevantes Risiko bei NFCs sieht, ist die der Commodities. Wir finden es ja schon fast wieder beruhigend, wenn FCs also weniger mit Commodities spekulieren, als NFCs Absicherungsinstrumente für ihre „echten“ Exposures einsetzen. Nur, ist das wirklich so?
3. ESMA behauptet, die Mehrheit der NFC-s wäre aus Kostengründen (!) nicht in der Lage, zu, O-Ton ESMA, „monitoren“, ob Derivate Hedges wären oder nicht. Wir haben auch sehr gelacht. Auch interessant finden wir, dass ESMA die (für das Reporting zusätzlichen) Kosten für dieses Monitoring mit EUR 50.000 einmalig und EUR 40.000 wiederkehrend geschätzt hat. Hm.
4. Jetzt kommt der wirklich unterhaltsame Teil: Auf der Basis dieses Berichts wird ESMA der EU-Kommission vorschlagen, bei NFC-s auf die Klassifizierung 'Directly linked to commercial activity or treasury financing' zu verzichten, NFC-s könnten der Einfachheit halber alle ihre Trades als „Not linked to commercial activity“ melden, die Volumina wären ohnehin irrelevant. ESMA ist überzeugt davon, damit einen Beitrag zur Senkung der Kosten des EMIR-Reporting für NFC-s zu leisten.
Der langen Rede kurzer Sinn – wir sehen zumindest im Moment keinerlei Bestrebungen, das Reporting allgemein zu erleichtern oder gar auf NFC-Meldungen zu verzichten. Die Erleichterung, die sich ESMA hier vorstellt, ist, bei allem Respekt, wohl eher ein Scherz.